Ein Tag in der israelischen Wüste: Masada, En Gedi…
Zeitung lesen im Toten Meer? Das geht wirklich. Und die Region um den tiefsten Punkt der Erde hat mit der Felsenfestung Masada und der Oase En Gedi noch so viel mehr zu bieten.
Über den Ölberg in die Wüste
Da wir eine größere Reisegruppe waren, hatten wir für diese Tour einen Guide inklusive Bus gebucht, sodass wir flexibel in unserer Gestaltung und den Zielen waren. Los ging unser Ausflug in die Wüste also in Tel Aviv. Wir passierten Jerusalem, nicht ohne über den Ölberg zu fahren, einen Ort, der sowohl im Judentum als auch im Christentum und dem Islam eine wichtige Rolle einnimmt. Jenseits der religiösen Bedeutungen hat man von hier einen super Überblick über Jerusalem und seine Heiligen Stätten. Und nach dem Sightsseing-Stop inklusive etwas Geschichtskunde hieß es wirklich: Ab in die Wüste! Und Wüste meint wirklich Wüste, wie gut, dass wir Kopfbedeckungen, Sonnencreme und reichlich zu trinken eingepackt hatten.
Stop! Da ist eine Oase!
Also fuhr der Bus raus aus Jerusalem und während wir noch milde lächelten, als unser Guide sagte, dass nach dem nächsten Tunnel die Wüste anfange, war es wirklich so. Stadt – Tunnel – Wüste. Und die Straße Richtung Oase En Gedi, Bergfestung Masada und Totes Meer. Und Westjordanland. Spätestens an diesem Punkt verfallen die meisten Menschen reflexartig in Ungläubigkeit, gepaart mit Augen, die einen anstarren, und Mündern, die weit aufgerissen sind. „Aber… aber… Ihr konntet doch nicht… gefährlich…“, hört man es stottern. Nun ja, wir sind durchs Westjordanland gefahren, aber waren auch einfach nicht am Gazastreifen. Am Grenzübergang stand ein Soldat, der kurz aufblickte und unseren Bus ohne weiteres durchfahren ließ. Kein Halt, keine Passkontrolle, keine Sperren mit Barrikaden, Schranken und Stacheldraht. Alles ganz ruhig. Was indes auffällt und nachdenklich macht: Sobald man den Übergang hinter sich gelassen hat, ist die Armut da. Barackenartige Häuser, Trockenheit, Sand und Staub. Ein Wandel, den wir später noch einmal in die andere Richtung sehen werden.
Die Oase En Gedi
Und auf einmal sind da Palmen! Wie aus dem Nichts, ja wie man es von Kindesbeinen an immer über Oasen erzählt bekommen hat, taucht die Oase En Gedi vor uns auf, Sie liegt in einem Naturschutzgebiet und hat einen Einlass. Einfach reinspazieren ist also nicht. Nach dem Eingang kann man sich aber frei bewegen und fleißig über den steinig-sandigen Boden wandern, vorbei an Palmen und anderen Pflanzen sowie kleinen Bachläufen, denn dieser Ort profitiert von seiner Lage, sodass hier subtropische Pflanzen wachsen. An verschiedenen Stellen gibt es zudem bereits kleinere Wasserbecken und Wasserfälle, bevor weiter oben der große Wasserfall am dem bewachsenen Felsen runterschießt. Ein unglaublich beeindruckender Anblick! Baden bzw. sich unter den Wasserfall zu stellen, ist nicht erlaubt, doch leider halten ein einfaches Absperrseil und ein Schild natürlich nicht jeden davon ab, die nasse Erfrischung zu suchen. Aber gut, wir sind ohne Dusche weitergezogen und haben den Fußweg nach unten angetreten, denn es sollte ja noch hoch hinauf auf einen Berg gehen.
Die Felsenfestung Masada
Hoch auf einen Berg, das ist nun im Falle von Masada eine ganz amüsante Angelegenheit. Zumindest bei einem Blick auf die Zahlen. Egal ob man sich nun zu Fuß über einen Pfad hochschlängelt oder mit der Seilbahn fährt: Knapp 300 Höhenmeter möchten überwunden sein. Nur um dann doch erst auf 33 m über Normalnull zu sein. Die Lage ums Tote Meer, den tiefsten so begehbaren Punkt der Erde, macht’s möglich. 😉 Jenseits der Rechenspielchen wird allein beim Anblick der Felsenfestung schon sofort klar, warum es eine total gute Idee war, sich hier, auf dem Plateau Tafelbergs, zu verschanzen. So steil geht es auf allen Seiten hoch, dass Eroberer erst einmal kreativ werden mussten und viel Ausdauer brauchten, um die Festung einzunehmen.
Aber warum ist Masada denn jetzt so bekannt?
Aaaalso, Masada hat eine lange Geschichte. Fangen wir mal beim Bau an. Der wurde 40 bis 30 v. Chr. von Herodes I. (je genau, dem aus der Bibel bekannten Kindermörder, der sich zudem in Jerusalem einen Tempel hatte errichten lassen) in Auftrag gegeben. Herodes selbst wollte diesen Ort zwar als durchaus komfortable und zugleich sichere Festung wissen, sollte er mal fliehen müssen. Mehr als einen Kurzaufenthalt hat Herodes in Masada aber wohl nicht verbracht. Die symbolträchtige Bedeutung von Masada geht daher auch vielmehr auf eine Belagerungssituation um 70 n. Chr. zurück. Als die Römer Jerusalem erobert hatten, floh eine Gruppe von etwa 1000 Zeloten (jüdischen Widerstandskämpfern) nach Masada und hielt der römischen Belagerung (wie gut, dass noch viele Vorräte sowie Zisternen vorhanden waren und auf dem Plateau Getreide angebaut werden konnte), so die Erzählung, mehrere Jahre lange stand. Erst als die Römer in langwierigem Vorgehen eine Rampe aufschütteten, konnten sie Masada einnehmen. In der Festung angelangt, fanden sie, ein paar Frauen und Kinder ausgenommen, jedoch nur Leichen, denn die Zeloten hatten beschlossen, lieber zu sterben als sich den Römern zu ergeben. Dazu bestimmten sie einige Männer, die die anderen Menschen in der Festung und anschließend sich selbst töten sollten.
Insgesamt also eine Geschichte von Widerstand und Aufopferungswillen, wie sie Hollywood nicht besser schreiben könnte. Und in einem für Lehrfilme doch ziemlich aufwändig inszenierten Film werden Geschichte und Bedeutung von Masada auch den Besuchern präsentiert, bevor das Gelände mit den Ausgrabungen begangen werden kann. Und die Ausgrabungen sind sehr gut erhalten und gut zu erkunden. Blickt man hinunter ins Tal, ist entweder eine absolut surreale Landschaft zu sehen oder sind auf anderen Seiten noch die Grundfeste der Belagerungsmauern der Römer sowie ein Teil der angeschütteten Rampe zu erkennen. Selbst der Palast von Herodes mit seinen verschiedenen Ebenen ist über eine steile Treppe zu begehen und man kann erahnen, welche Ausmaße er gehabt haben muss.
Kein Wunder also, dass Masada, das seit 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, zu den meistbesuchten Stätten in Israel gehört.
Mehr Infos inkl. Videos zu Masada findet Ihr hier.
Fühlt sich wie Schweben an: ein Bad im Toten Meer
Nach so viel sandiger und staubiger Umgebung gibt es zum Abschluss des Tages natürlich nur eine noch ausstehende Aktivität: ein Bad. Aber hier gab es ein Bad der besonderen Art, nämlich eines im Toten Meer, das wir bereits beim Blick über die Festungsränder Masadas in der Ferne sehen konnten. Auf dem Weg zum Strandabschnitt fuhr unser Busfahrer die Küstenstraße entlang und was wir da sahen, war erst einmal gar nicht so traumhaft. Denn das Tote Meer stirbt, trocknet also aus und dadurch bricht einiges an Land ein, das nah am Gewässer liegt. Und so sahen wir erst einmal Krater, eingebrochene Parkplätze und verlassene Gebäude, aber auch Palmen… und zwar Palmenplantagen. Palmen in einer Wüstengegend mit ziemlich salzhaltigem Boden, in der Nähe eines Gewässers, dessen Name schon sagt, dass darin nicht viel Leben jenseits einiger Mikroorganismen zu finden ist? Genau da! Unser Reiseleiter erklärte in diesem Zuge, dass die Israelis einen Weg gefunden hätten, die Palmen widerstandsfähiger gegen Salz zu machen, sodass sie salzhaltigeres Wasser als üblich für Palmen aushielten.
Dann war es aber auch endlich so weit, wir erreichen unseren Strandabschnitt und los ging’s. Auf den Weg gab es noch schnell die Warnung, wirklich nicht länger als 20 Minuten im Wasser zu bleiben und aufzupassen, dass das Wasser nicht in die Augen gerät. Also nichts wie ab zum Strand und … hinlegen? Ja, mit ein wenig wundern, denn das ist eine harte Angelegenheit, da der Sand hat eine harte Salzkruste hat. Und wo wir gerade bei einer Salzkruste sind. Die ist auch auf dem Weg ins Wasser und auf dem Grund des Gewässers, wenn man nicht an einem Abschnitt ist, der gerade geräumt wurde. In regelmäßigen Abständen werden an den beliebten Eckchen die Salzkristalle abgeräumt, damit die Besucher barfuß ins Wasser gehen und dort stehen können. Wir hatten nicht ganz so viel Glück und gingen mit Badeschlappen ins Wasser und wer umknickte, hatte schnell einen Schnitt am Fuß, denn die Salzablagerungen haben superscharfe Kanten.
Zeitung lesen beim Treiben
Soviel also zu den Background-Infos, doch was ja eigentlich jeden interessiert: Treibt man im Toten Meer wirklich einfach so und kann man dabei eine Zeitung lesen? Ja! Definitiv ja! Ich konnte es mir auch schlecht vorstellen, aber untergehen ist nicht (nicht zu verwechseln mit „ertrinken ist nicht“, das Tote Meer ist ein Gewässer und durch den hohen Salzgehalt wird es zusätzlich gefährlich, wenn nur kleine Wassermengen in die Lunge geraten). Also lag ich wie so viele andere Touris auf Bildern auch einfach auf dem Rücken im Wasser und las meine Zeitschrift. Ziemlich cool, ziemlich surreal, ziemlich entgegen jeder Erfahrung. Oder in Anlehnung an Max Herre und Cro: „Fühlt sich wie Schweben an.“
Nach der empfohlenen Zeit von maximal 20 Minuten ging es also wieder raus aus dem Wasser und unter die Dusche, denn dieses Salzwasser will man lieber nicht am Körper behalten. Sonst ist man schnell ein Touri in Salzkruste. Ähnlich wie alle Sachen, die am Strand liegen geblieben sind, denn die hatten mittlerweile eine schöne Salzpatina inkl. Schlieren. Also nehmt wirklich Sachen mit, die ruhig dreckig werden können 😉
Mit Impressionen eines wunderbaren spätnachmittäglichen Farbenspiels der Sonne auf dem Salz und Wasser verabschiedeten wir uns von diesem unglaublichen Ort und fuhren zurück nach Tel Aviv. Von hier aus fuhren wir dann am letzten Tag nach Akko, das mit seinem urigen, eher arabischen Charme und einem kleinen Action-Ausflug zu begeistern wusste.
Weitere Impressionen von unserem Wüstentrip findet Ihr in der Galerie.
In diesem Sinne also vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Beitrag 🙂