Tel Aviv: Jaffa und Frishman Beach
Tel Aviv auf eigene Faust erkunden, das stand für unseren ersten vollen Tag vor Ort auf dem Plan. Vom Strand aus hatten wir am Anreisetag schon die Silhouette von Jaffa im Sonnenuntergang gesehen, außerdem wollte ja auch der Strand noch weiter erlaufen werden, denn bis zum berühmten Frishman Beach waren wir noch nicht gekommen.
Jaffa: eine Stadt mit viel Geschichte
Ein paar Minuten Fußweg von Neve Tzedek aus thront über Strand (Alma Beach) und Meer die Altstadt von Jaffa, die sich selbst als „Gate to the Ancient World“ bezeichnet. Denn während Tel Aviv mal ein Vorort der Hafenstadt Jaffa war, reicht Jaffas Geschichte bis weit vor Christi Geburt zurück, hatte sie dann im Mittelalter eine wichtige Bedeutung für die Kreuzfahrer, und auch Napoleon klopfte schon einmal an die Tore Jaffas.
Außerdem ist von Jaffa aus der aus der griechischen Mythologie bekannte Andromeda-Felsen zu sehen (Andromeda sollte zur Besänftigung des Meeresgotts Poseidon geopfert werden, aber natürlich kam ihr Angebeteter Perseus rechtzeitig, um das sie bedrohende Meeresungeheuer zu töten und sie zu retten; die ausführliche Variante könnt Ihr selbst mal ergooglen).
Schönes Treppensteigen
In der Altstadt von Jaffa sind wir direkt links die Treppen hoch gegangen, um einen wunderbaren Ausblick Richtung Meer, Strand und Tel Aviv zu haben und auch Jaffa ein wenig überblicken zu können. Was uns dabei zuerst aufgefallen ist? Hier eine Moschee, da eine Kirche, dort eine Synagoge. Alle nur ein paar Meter auseinander. Und alle in Eintracht nebeneinander.
Daneben weiß Jaffa mit seinen alten Gebäuden und Gemäuern, seinen kleinen Gassen und natürlich den Palmen und farbenfrohen Bougainvillen zu begeistern. Und die Kunstliebhaber finden nicht nur kleine Galerien, sondern zudem ein Kunstwerk direkt in den Gassen, nämlich den Suspended Orange Tree des Künstlers Ran Morin, einen Orangenbaum, der aus einem schwebenden Topf/Samen wächst. Die Deutungen reichen, wie das bei Kunst ja immer ist, auseinander: vom Wertverlust der Jaffa-Orangen bis zum Symbol für die Fruchtbarmachung des zuvor so kargen Landes durch die Bewohner Israels ist alles dabei. So oder so macht sich das Werk vor dem alten Gemäuer ziemlich gut und ist ein beliebtes Fotomotiv.
Natürlich könnt Ihr, um all das zu sehen, auch erst am Hafen entlang gehen und dann langsam durch die Gassen und die Treppen hoch bis zur Wunschbrücke oder dem hängenden Orangenbaum gehen. Und wer eine Erfrischung braucht, dem sei die Eisdiele am Stadtplatz empfohlen. Die Preise haben es zwar, wie immer in Tel Aviv, in sich, dafür ist eine Kugel des leckeren Eises aber locker so groß wie andernorts zwei.
Geschichte lernen am Strand
Gut gestärkt ging es also Richtung Frishman Beach, d.h. den Weg, den wir gekommen waren, zurück und noch ein Stück weiter. Durch ein grünes Parkstück, vorbei am Schutthaufen, der einmal das frühere Aquarium Tel Avivs gewesen und als Mahnmal nach einem Anschlag dort jahrelang erhalten worden war und dabei langsam vor sich hin gammelte, aber auch ein Ort für die alternative Szene der Stadt gewesen war.
Am folgenden Jerusalem Beach geht es etwas touristischer zu; der Strand ist aber wie alle anderen für die Allgemeinheit geöffnet, hat nur einfach ein paar Cafés/Beachbars mehr als der vorige Abschnitt. Und er geht direkt in den berühmten Frishman Beach über. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war hier bis vor Kurzem noch die amerikanische Botschaft untergebracht, aber die Zeiten sind ja vorbei. Dennoch bleibt am Frishman Beach einiges Politisches und Historisches zu entdecken, mal humoriger, mal ernster:
Ernster:
Das Denkmal für die Alija Bet, die von den Briten als illegal betrachtete (und entsprechend behandelte) Einwanderung von Juden aus Europa von 1934 bis zur Gründung des Staates Israel lohnt einen Blick, die Infotafeln geben Auskunft über die Schiffe und die Rolle der Hagana, jüdischer Untergrundkämpfer, die auch bei der rund um die Gründung des Staates Israel eine wichtige Rolle spielten. Wer mehr dazu erfahren möchte, sollte auf jeden Fall einen Abstecher ins Hagana-Museum machen, das super zentral am Rothschild Boulevard liegt.
Humoriger:
Nanu, was ist das für eine bunte Figur am Frishman Beach? Ein älterer Herr mit buschigen Augenbrauen, der einen Kopfstand macht und dabei eine Badehose mit der Aufschrift „Tel Aviv“ trägt? Genau, und quasi jeder, der nach Tel Aviv reist, hat seinen Namen schon einmal gehört, schließlich ist der Flughafen der Stadt nach ihm benannt, nach David Ben-Gurion, einer der Schlüsselpersonen der Staatsgründung Israels und dem erstem Prime Minister des Landes. Warum aber in dieser Pose? Kolportiert ist, dass Ben-Gurion sich gerne sportlich betätigte und einmal beim Kopfstand am Strand abgelichtet wurde. Ob das stimmt, weiß ich nicht, aber die Story passt ja ganz gut. Da wir an dem Tag schon gut zwanzig Kilometer in den Beinen hatten, haben wir mal davon abgesehen, uns in Yoga-Posen neben der Statue fotografieren zu lassen, aber vielleicht habt Ihr ja Lust drauf, solltet Ihr mal in Tel Aviv sein 😉
Und wo wir gerade bei schweren Beinen sind: Wir haben uns dann mal ein kleines Café am Strand gesucht, die Beine bis zum Sonnenuntergang bei einem Eiskaffee hochgelegt und danach den Rückweg ins Hostel angetreten, denn für den Folgetag mit einem Ausflug nach Jerusalem wollten wir ja fit sein 🙂
Wenn Ihr Euch für weitere Sehenswürdigkeiten in Tel Aviv interessiert, könnt Ihr auch hier oder hier weiterlesen.
In diesem Sinne:
Bis bald beim nächsten Post 🙂